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Beate Boeker

Arrivederci Amici

Florentinische Morde Nr. 6
Florentinische Morde #6

Ein Füllhalter-Club sollte eigentlich kein Ort für Mord sein ... doch in Florenz ist alles anders!

    Blurb

    Carlina und Commissario Stefano Garini besuchen gemeinsam mit der Mantoni-Familie ein turbulentes Treffen der Füllfederhaltersammler in Florenz. Am nächsten Tag wird der Vorsitzende des Vereins tot in seiner Wohnung gefunden. Stefano geht von einem Unfall aus, doch das Opfer hatte viele Feinde. Die Mantonis sind deshalb fest davon überzeugt, dass es sich um Mord handeln muss. Sie bedrängen Stefano so lange, bis er den Fall übernimmt. Der Commissario merkt schnell, dass die Sammler untereinander einen harten Konkurrenzkampf austrugen, bei dem es manchmal um Leben und Tod ging. Schließlich gerät ein Unschuldiger in Lebensgefahr und der Commissario muss schnell handeln …

    Parallel verloben Carlina & Stefano sich heimlich, doch die Neuigkeit wird schneller bekannt, als ihnen lieb ist ... und prompt starten die Mantonis mit bombastischen Hochzeitsvorbereitungen. Als Tante Violetta als Krönung beschließt, sich mit einer neuen Geschäftsidee selbständig zu machen, die die ganze Familie in Aufruhr stürzt, wird die Beziehung von Carlina und Stefano erneut auf die Probe gestellt. Schaffen sie es, sich als Paar gegen den Rest der Familie durchzusetzen?

    »Du weißt, dass ich dich sehr liebe«, sagte Stefano Garini mit sorgfältig kontrollierter Stimme, während er sich das Gesicht mit dem Rasierpinsel einseifte. »Aber sag mir noch einmal, warum wir zu jeder einzelnen Mantonifeier in der Stadt gehen müssen? In den letzten sechs Wochen hatten wir fünf Geburtstage, eine Hochzeit und eine Beerdigung.«

    Caroline Ashley hörte auf, sich die Wimpern zu tuschen. »Waren es wirklich fünf Geburtstage?« Sie lehnte sich an das Waschbecken und lächelte den großen Mann neben sich an. Wie schön es war, den Tag gemeinsam zu beginnen.

    »Ja. Ich habe mitgezählt.«

    »Weißt du, du musst nicht immer mitkommen. Wenn du lieber zu Hause bleiben willst, ist das für mich völlig in Ordnung.«

    Stefano seufzte und begann sich sorgfältig zu rasieren. »Ich möchte aber nicht alleine zu Hause bleiben. Ich möchte mit dir zusammen sein, Carlina, nicht umgeben von Massen deiner riesigen Familie. Ich möchte vielleicht sogar – ein tollkühner Einfall, ich weiß – irgendwo mit dir essen gehen, anstatt zum Geburtstag einer Cousine zweiten Grades zu rennen.«

    Ein freudiger Schauer überlief sie. Wie schön es war, dass er ihre Nähe wollte. Und wie schwierig. Sie biss sich auf die Lippe. »Das klingt ganz wunderbar, aber es würde doch ziemliche Wellen schlagen, wenn wir bei einem Geburtstag absagen und stattdessen essen gehen.«

    »Das weiß ich, und ich bin der letzte Mensch auf der Erde, der dabei zusehen will, wie die Mantonis Wellen schlagen. Das habe ich schon erlebt … Schön ist etwas anderes.« Er beendete seine Rasur und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, dann trocknete er sich ab.

    »Nun …« Sie streckte sich und berührte seine Wange. Sie fühlte sich glatt und kühl an. »Wie wäre es mit einem Kompromiss? Nicht mehr als zwei Geburtstage pro Monat. Hochzeiten und Beerdigungen sind allerdings ein Muss.«

    »Nur ein Geburtstag.« Er zog sie an sich und verbarg sein Gesicht in ihrem Haar. »Habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich deinen Duft liebe, Carlina?«

    Sie lächelte, das Gesicht an seine Brust gedrückt. »Vielleicht ein- oder zweimal.«

    »Ein Geburtstag pro Monat«, wiederholte er. »Und du erklärst dich bereit, mit mir auszugehen, selbst wenn irgendwo in der Stadt ein Mantoni-Geburtstag stattfindet.«

    »Aber nicht an öffentliche Orte.«

    »Einverstanden.« Er lächelte auf sie herab. »Gott sei Dank kenne ich eine Menge versteckte Orte in Florenz.«

    Sie hob die Augenbrauen. »Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.«

    »Gut. Ich zeige dir den ersten Platz am Samstagabend.«

    Das Lächeln fiel ihr aus dem Gesicht. »Ach, Stefano, das geht nicht.«

    Er beäugte sie misstrauisch. »Eine Überraschungshochzeit? Eine ungeplante Beerdigung? Die Geburtstagsquote ist diesen Monat schon erfüllt.«

    »Es ist etwas ganz anderes. Der Mann von Benedettas Kollegin hat uns zu einer privaten Vorstellung seiner Füllfederhalter-Sammlung eingeladen, und Benedetta hat mich dazu gebracht, dass ich zusagte.«

    Sein Mund blieb offen stehen. »Der Mann von der Kollegin deiner Tante? Das ist ja noch nicht mal Familie.«

    »Richtig. Aber es ist Kultur.«

    »Kultur? Ein Konzert ist Kultur.«

    »Wenn man ein seltenes Stück voller Schönheit sieht und es Teil einer einzigartigen Sammlung ist, dann ist das auch Kultur. Vielleicht sogar die klassischste Art von Kultur überhaupt.«

    Er stöhnte. »Ich sehe schon, wir müssen die Liste erweitern. Ein Geburtstag pro Monat, jede Hochzeit, jede Beerdigung, und ein kulturelles Event alle drei Monate – egal ob klassisch oder nicht.«

    »Nur alle drei Monate?«

    »Ja. Nur alle drei Monate.« Seine Stimme klang fest.

    »Mit Ausnahme von Dezember«, sagte sie. »Dann finden alle Weihnachtskonzerte statt.«

    »Meinetwegen. Nun erzähl mir mal, wie wir aus dieser klassischen Füllfederhalter-Nummer herauskommen.«

    »Gar nicht. Ich habe zugesagt.«

    »Für dich oder für mich oder für uns beide?«

    Carlina fühlte, wie sie rot wurde. »Ich habe für mich fest zugesagt, habe aber betont, dass du vielleicht arbeiten musst.«

    »Sprich, wenn ich nicht arbeiten will und nicht hingehen will, muss ich mich nach Hause schleichen und dort verstecken, in der Hoffnung, dass mich kein Mantoni sieht?«

    Sie kicherte. »Du stellst die Familie ja wie die Geheimpolizei dar. Wir können uns entspannen. Immerhin leben wir nicht mehr im selben Haus, sondern nebenan. Das macht die Sache viel einfacher.«

    »Na super. Wir werden solche Lichtblocker-Vorhänge aufhängen müssen, wie sie sie im Zweiten Weltkrieg hatten, damit man nicht sieht, dass in unserer Wohnung Licht ist.«

    Sie knuffte ihn in den Arm. »Du übertreibst, Stefano.«

    »Ich übertreibe überhaupt nicht. Es ist mein voller Ernst.«

    Sie schaute ihn an. »Bitte?«

    Er hob beide Hände. »Na gut, na gut. Wir gehen zu diesem noch nie da gewesenen klassischen Kultur-Füllfederhalter-Event. Warum ist es Benedetta überhaupt so wichtig?«

    Carlina räusperte sich. Das wird ihm jetzt nicht gefallen. »Anscheinend denkt ihre Kollegin, dass eine größere Menge an Gästen die Spannung etwas auflösen könnte.«

    Er beäugte sie. »Warum erwartet sie außergewöhnlich viel Spannung?«

    »Weil Xaviero – das ist der Ehemann – seine Kollektion nur alle drei Jahre zeigt, und letztes Mal haben die anderen Mitglieder des Füllfederhalter-Clubs ihn fast umgebracht, weil sie behauptet haben, dass er einige der Füllfederhalter durch nicht ganz saubere Geschäftspraktiken erlangt hat.«

    »Jetzt kann ich es gar nicht mehr erwarten«, sagte Garini. »Füllfederhalter, die zu Mord führen. Und ich dachte schon, ich hätte alles gesehen, was es auf dieser Welt zu sehen gibt!« Er neigte den Kopf zur Seite. »Gib’s zu. Du hast Benedetta versprochen, mich mitzubringen, damit ich den Wachhund spiele.«

    Carlina zuckte zusammen. Sie fühlte, wie sie erneut rot wurde.

    Er schüttelte den Kopf. »Die Dinge, die ich für dich tue, mein Liebling …«

    »Es wird bestimmt interessant. Ganz sicher.«

    »Interessant? Dass ich nicht lache! Hauptsache, du stützt mich, wenn ich im Stehen einzuschlafen drohe.«