Hauskauf in Italien – Teil 2: Finaler Kauf & Renovierung

Selbst nachdem wir uns entschieden hatten, dass wir den zweiten Akt definitiv nicht unterschreiben werden (siehe Hauskauf Teil 1), mussten wir dennoch persönlich noch einmal beim Notar in Pisa erscheinen und dies dokumentieren. Ein unangenehmes Gefühl, weil die Verkäufer verständlicherweise sehr verärgert waren – und wir komplett desillusioniert.

Aber an diesem Wochenende im Juni 2021 haben uns dann die beiden Schwestern Elisa & Cristina Vannini ein paar Häuser gezeigt, die sie kannten und die aktuell zum Verkauf standen.

Eins war mitten in einem romantischen »borgo« (also einer Art Bauernhof/Hausansammlung) auf einem Hügel. Diese »borgi« gibt es überall in der Toskana. Sie sind wild idyllisch, aber oft sehr einsam gelegen. Die Straßen sind häufig nicht befestigt, sodass man im Winter schlecht hinkommt. Und diese Wohnung hatte im Schlafzimmer gar kein Fenster … was für uns ein Knock-Out-Kriterium war.

Eine andere Wohnung war direkt an einer steilen Hauptstraße, vor der die Autos mit viel Stoff entlang röhrten. Es gab noch nicht einmal einen Gehweg, man stand quasi in der Sekunde auf der Straße, in der man aus dem Tor trat. Außerdem musste viel renoviert werden.

Wohnkomplex Casciana Terme
Der Wohnblock in Casciana Terme

Und die dritte Wohnung war relativ modern, in einem Wohnblock, der im Jahr 2000 in Casciana Terme gebaut wurde. Also keine krummen Terrakottaböden und dunkle Deckenbalken, die ich so liebe. Und leider kein Gemeinschaftspool … Aber dafür hatte die Wohnung einige Punkte, die wir richtig gut fanden:

  • Eine große Terrasse mit 36qm
  • Ein sensationeller Blick über die Hügel der Toskana
  • Ein schöner Schnitt (Wohnküche und zwei Zimmer in vernünftiger Größe)
  • Ein Gefühl von Helligkeit und Weite durch schräge Zimmerdecken.
  • und vor allem total stadtnah: Zu Fuß nur 3 Minuten zur zentralen Piazza Garibaldi, wo es mehrere Restaurants gibt. Auch kleine Geschäfte, eine Eisdiele und ein kleiner Supermarkt sind gut zu erreichen.
  • Der Preis war fast ein Fünftel niedriger als der Preis der Wohnung, die wir zuvor geplant hatten, dafür musste aber mehr renoviert werden.

Wir fuhren nach Hause zurück, überlegten hin und her und sagten schließlich zu. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, wie bei der ersten Wohnung, eher eine Kombination aus mehreren praktischen Überlegungen.

Da die Wohnung nicht unter Denkmalschutz steht, reichte dieses Mal ein einfacher Kaufvertrag aus. Wir nahmen einen neuen Notar, der im Vorfeld zwar auch nicht viele Informationen preisgab, aber zumindest freundlicher als die vorherigen zwei war. Ich habe ihm angeboten, einen Ablauf »Wie kaufe ich ein Haus in Italien?« in drei Spachen zu erstellen. Den könnte er Neukunden geben, damit diese wissen, was man wann machen muss. Die meisten Menschen kaufen vermutlich nur einmal, vielleicht zweimal im Leben eine Immobilie, daher sollte man doch meinen, dass ein Leitfaden durchaus hilfreich sein kann. Aber leider hat er darauf bis jetzt nicht reagiert.

Dafür ging sonst einiges schief, und diesmal lag der Fehler bei mir:

Ich dachte, dass eine Direktüberweisung funktionieren würde. Das hatte ja das Mal zuvor gut geklappt. Doch leider machte die Postbank / Deusche Bank mir wieder einen Strich durch die Rechnung, sodass der Notartermin tatsächlich noch einmal um eine Woche verschoben werden musste. Die Eigentümerin der Wohnung musste extra noch einmal aus Venedig kommen, was mir sehr unangenehm war. Die Überweisung ging dann auch auf das Notaranderkonto. Man sollte sich definitiv nie auf die Schnelligkeit einer internationalen Überweisung verlassen, wenn man irgendwo ein Haus kauft! Um das Notaranderkonto kommt man ergo nicht herum.

Außerdem vergaß ich, meinen Namen mit ö zu schreiben, weil ich international so daran gewöhnt bin, ihn immer mit oe zu schreiben. Da aber der offizielle Name im Personalausweis mit ö geschrieben wird, mussten wir die Dokumente daraufhin noch einmal neu erstellen. (Es war kein Tag, an dem ich mich rühmlich hervorgetan habe).

Sehr komisch fand ich, dass ich keine Kopie des fertigen Kaufvertrags erhalten habe. Als ich fragte, hieß es, das ginge leider nicht, da man ja erst noch alles in der Kommune eintragen müsse. Erst danach – so in etwas ein, zwei Monaten, könne ich – wenn ich denn unbedingt darauf bestehe – den Kaufvertrag abholen. Nach vorheriger Ankündigung. Ich habe also ein Jahr nach dem Kauf immer noch kein offizielles Schriftstück in der Hand, das mein Eigentum bestätigt. Sehr unschönes Gefühl, doch beim nächsten Besuch will ich den Notar noch einmal aufsuchen. Er wird mich vermutlich für irre halten.

Aber egal, nun war es endlich geschafft … die Wohnung gehörte uns! In meinem grenzenlosen Enthusiasmus dachte ich, dass wir vielleicht schon Weihnachten mit der Vermietung beginnen könnten … denn es war ja gerade erst Anfang Oktober 2022. Das Bad sollte erneuert werden und die Terrasse musste neu gefliest werden, da sie undicht war. Zudem musste die Wohnung einmal gestrichen werden. Klang alles halb so wild.

Doch dann ging es erst einmal überhaupt nicht los. Der geometer (Bauleiter), den Cristina und Elisa mir empfahlen, hat erst einmal mit allen einzeln Kontakt aufgenommen. Denn wenn man in Italien eine Terrasse erneuert, müssen ALLE Mieter, die sich darunter befinden, sich an den Kosten beteiligen. In meinem Fall waren das drei Parteien. Die waren so begeistert, dass sie sagten: »Wenn wir schon mal ein Gerüst aufbauen, können wir auch gleich die Fassade streichen.« Das wiederum hatten wir eigentlich nicht eingeplant, andererseits hatte die Fassade es dringend nötig.

Doch dies zog schon die nächste Schwierigkeit nach sich: Eine Fassade kann man in einer Eigentümergemeinschaft nicht einfach so streichen, noch nicht einmal, wenn man die gleiche Farbe nimmt. Statt dessen muss die Kommune informiert werden (ein einheitliches Stadtbild ist in Italien immens wichtig, diese ganzen süßen Dörfer sehen nur aufgrund strenger Regeln immer noch so romantisch aus).

UND gleichzeitig muss die Eigentümergemeinschaft dem Anstrich zustimmen. In unserer Eigentümergemeinschaft befinden sich 44 Parteien. Je nach Schwere und Preis einer Entscheidung müssen 35%, 50% oder 75% der Eigentümer zustimmen. Das Ganze muss in einer ordentlichen Eigentümerversammlung entschieden werden. Doch leider ist es so, dass die Eigentümer sich nicht wirklich für unsere Anlage interessieren, daher kommt selten eine entscheidungsfähige Mehrheit zustande. In Deutschland wird die Sache dann mit den (wenigen) Eigentümern in der nächsten Versammlung entschieden, so wurde es mir zumindest berichtet. In Italien steckst du fest und es passiert gar nichts mehr. Ich sah meine Felle davonschwimmen, denn nachdem wir Monate auf die Eigentümerversammlung gewartet hatten, wurde rein gar nichts entschieden.

Fassade vor der Renovierung
Die Fassade vor der Renovierung

Irgendwann hat der Administrator (amministratore) der Eigentümerversammlung uns geschrieben, dass wir die Fassade auf eigenes Risiko streichen können. Dann könne zwar in Zukunft jemand protestieren, aber das sei eher unwahrscheinlich, weil sich ja eh kein Mensch dafür interessiere. So richtig cool fühlte sich das nicht an, aber mit der Zeit wird man doch etwas abgebrühter.

Damit hatten wir schon mal zwei Monate verloren. Dann musste der richtige Augenblick abgewartet werden. Denn bei Regen wird nicht gearbeitet. Und im Herbst regnet es viel, wurde mir mitgeteilt. Im Januar schon weniger, aber da sei es doch ziemlich kalt (unter 10 Grad). Und so weiter. Die Wochen zogen ins Land. Ich bekam graue Haare.

Immer wieder fragte ich, ob wir nicht schon mal mit dem Bad anfangen könnten. Immer wieder wurde mir mitgeteilt, dass es viel besser wäre, alles in einem Rutsch zu machen. Fand ich ja auch, aber nicht, wenn der Rutsch sich monatelang nicht bewegte.

Und dann wurde ich gefragt, ob ich eine Klimananlage in allen Zimmern haben möchte. Ahnungslos sagte ich ja … und habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass eine Klimaanlage ja nicht nur Strom braucht, sondern dass auch das kondensierte Wasser abgeführt werden muss. So mussten die Wände in allen Zimmern aufgerissen werden, damit die Leitungen unter Putz verlegt werden konnten. Dabei sahen wir erstaunt zum ersten Mal die Wandkonstruktion … es waren relativ dünne Ziegelkonstruktionen mit leeren Hohlräumen dazwischen. Ohne Dämmung. Vermutlich sollten die Hohlräume die Dämmung darstellen. Funktioniert bei Federvieh ja auch. Ich schluckte trocken und fragte mich, ob diese Idee mit der Ferienwohnung in Italien wirklich so gut gewesen war.

Badrenovierung in Italien
Das Bad während der Renovierung

Mittlerweile waren die Fliesen abgekloppt und die alten Sanitäranlagen abgenommen worden. Die Wohnung war eiskalt, verdreckt und stank nach Kloake (aus den offenen Abflussrohren). Man brauchte schon viel Vorstellungsvermögen, um an ein schönes Endergebnis zu glauben.

Und dann – nur sieben Monate nach dem Kauf – wurde das Außengerüst tatsächlich aufgebaut. Im Frühling, der schönsten Jahreszeit für eine Terrassenrenovierung. So dachten wir alle. Doch leider hatten sie kaum die Terrasse geöffnet, als eine Art Wolkenbruch sich über die Toskana ergoss, der mehrere Wochen nicht aufhörte. Noch nie dagewesen. Unser Nachbar unter uns bekam den Schwung Regen direkt in seine Küche, mit dem Ergebnis, dass dort alles verschimmelte.

Aber die Arbeiten machten langsam, langsam Fortschritte. Eine Sache machte mich dabei am meisten fertig: Die Dinge werden nur linear geplant. Erst wenn eine Teilaufgabe erledigt ist, wird die nächste Aufgabe in Angriff genommen. Die Idee, mehrere Stränge gleichzeitig zu planen und sie dann Schlag auf Schlag hintereinander fertigzustellen bzw. zu kombinieren, wurde mit Entsetzen abgewiesen, weil man ja nie wisse, was noch alles geschehen könne. Ich wurde wahnsinnig.

Holzplatte im Bad
Die berühmte Holzplatte im Bad

Ich entschied mich trotzdem schon mitten in der Bauphase, eine dicke Zedernholzplatte als Waschtisch für das Badezimmer zu kaufen. Es sollte der fokale Punkt werden, und sie war nicht günstig. Ich bestellte sie bei einem italienischen Handwerkbetrieb online. 

Damit war ich unten durch, denn in Italien wird nicht online bestellt, basta. »Unsere Wände sind alle krumm und schief. Wenn die Platte nicht passt, findest du keinen Schreiner, der sie bearbeitet. Denn der will nur seine eigenen Platten bearbeiten.« Aha. Soweit hatte ich nicht gedacht. Die Platte passte natürlich nicht, aber immerhin war sie nur zu groß. Und die Wände sind in der Tat krumm und schief. Deshalb sitzt die Platte jetzt hinten satt an der Wand und vorne ist ein Spalt von mindestens einem Zentimeter. Hätte man vielleicht anders zuschneiden können. Aber vermutlich war der Tischler sauer, weil es nicht seine Platte war. Wie dem auch sei … als wir endlich so weit waren, hat mich das auch nicht mehr gejuckt. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte alle mit der Platte »terrorisiert«. Dabei hab ich doch nur einen Pflock einschlagen wollen.

Die Kehrseite der Medaille ist eine große Flexibilität. Als wir zur Baubesprechung in unserem kleinen Bad standen und ich spontan meine Meinung änderte und eine Konsole wollte, waren alle tiefenentspannt. Natürlich könne man die Dinge noch ändern, non c'è problema. Ein deutscher Handwerker bzw. Bauleiter hätte mich zum Teufel gejagt.

Und noch eine Sache war richtig schön: Jeder Handwerker hat ein Gefühl und Auge für Schönheit. Natürlich möchten auch sie schnell fertig werden und die Dinge auf möglichst einfache Art umsetzen. Aber es kam vor, dass sie mich fragten, ob ich wirklich diese Farbe in der Abdeckklappe haben will oder ob ich nicht doch lieber eine optisch elegantere Variante wählen möchte.

Frisch gestrichene Wand im Wohnzimmer
Die frisch gestrichene Wand im Wohnzimmer

Für die Wände galt das Gleiche. Ich wollte erst mal nur alles weiß streichen, schnell fertig werden, die verlorene Zeit aufholen, am liebsten in Eigenarbeit. Doch dann wurde mir Rosita vorgestellt, die wunderbare Wandgemälde malt, aber eben auch Wände streicht. Ich suchte mir zarte Farben für die Zimmer aus, und Rosita veredelte sie mit einer hellen Kante und einem dunklen Dekostrich. Das hat die Wohnung unglaublich aufgewertet, und ich bin so froh, dass ich mich davon habe überzeugen lassen.

Und dann war es endlich soweit. Die Wohnung war ein Chaos, aber die Arbeiten beendet. Ich reiste nach Italien und arbeitete mich bei brüllender Hitze von früh bis spät durch jedes Zimmer durch, bis alles piccobello war. Es ist unglaublich, wieviel Geld man ausgibt, wenn man ein Haus von der pike auf neu austatten muss. Ich zahlte über 500 Euro nur für Bettwäsche und Handtücher.

Viele schöne Kleinigkeiten, die wir vorab gekauft hatten, waren während der Bauarbeiten geklaut worden. Dazu gehörte z.B. eine Bialetti-Kaffeemaschine. Als ich das bedauerte, wurde mir nur gesagt, ich hätte ja noch Glück, dass das neue Bett nicht auch schon geklaut worden wäre. Eigentlich hätte ich es doch erst später bestellen müssen. Da war es wieder, das Thema mit den mehreren Strängen gleichzeitig. Jedenfalls wurde mir klar, warum in Italien alles so lange dauert.

Die Terrasse in Casciana Terme
Die Terrasse in Casciana Terme, neu gefliest

Eine Freundin besuchte mich in dieser Zeit und brachte mir ein Kinderschwimmbecken aus Plastik mit. Ich kaufe die schon lange nicht mehr, weil sie immer sofort ein Loch haben. Hatte dieses auch – zum Glück. Denn so stellte ich fest, dass das Wasser nicht von der Terrasse ablief. Statt dessen stand es wunderbar in mehreren Kuhlen. Glücklicherweise hatte ich die Rechnung des Maurers noch nicht bezahlt.

Ich reklamierte, er sagte zu, dass er die Terrasse neu machen würde, indem er eine zweite Schicht – diesmal im richtigen Ablaufwinkel – aufbringen würde. Auf seine Kosten. Gut so. Die Fliesen allerdings (wir schrieben Mitte Juli) seien erst »dopo le vacance« (nach den Ferien) lieferfähig. Wieder ein paar Monate weg. Ende September kamen die Fliesen. Im Oktober wurde die Terrasse dann noch einmal neu gemacht. Und bei den Arbeiten stellte sich heraus, dass die falsche Fliesengröße geliefert worden war. Mir egal, ich gab den Zuschnitt frei, obwohl die Fliesen gerade durch den unebenen Rand ihren Charme hatten. Aber ich konnte und wollte nicht noch einmal 6 bis 8 Wochen auf die nächste verfügbare Charge warten.

Kleines Schlafzimmer
Das kleine Schlafzimmer -- endlich fertig!

Oktober 2023 – ein Jahr nach dem Kauf. Nun ist sie fertig, die Wohnung. Ich bin es auch. Aber ich finde, das Ergebnis ist wirklich toll geworden. Jetzt muss sie nur noch ein paar Jahre gut laufen, damit ich mich in Ruhe von dem Stress erholen kann, bevor die nächste Renovierung ansteht.

Das erste Feedback ist ausgesprochen positiv, und die Wohnung kommt überall gut an -- worüber ich mich natürlich riesig freue! Aber ich bin mir gleichzeitig bewusst, dass ich immer wieder nachkorrigieren, ändern und verbessern muss. Eigentum verpflichtet...

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