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Beate Boeker

Carlina & die Kleptomanin

Eine Kurzgeschichte, in der zwei Heldinnen aufeinander treffen!

Ein wunderbares Mutter-Tochter-Wochenende in Viareggio am Meer sollte es werden …

Doch als Carlina und ihre Mutter Fabbiola entspannt vom Strand zurückkommen, wird Fabbiolas Handtasche gestohlen. Eine akrobatische Haute-Couture-Designerin mischt sich ein, und plötzlich sind alle Wochenendpläne auf den Kopf gestellt.

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    Ein wunderbares Mutter-Tochter-Wochenende in Viareggio am Meer sollte es werden …

    Doch als Carlina und ihre Mutter Fabbiola entspannt vom Strand zurückkommen, wird Fabbiolas Handtasche gestohlen. Eine akrobatische Haute-Couture-Designerin mischt sich ein, und plötzlich sind alle Wochenendpläne auf den Kopf gestellt. Wer ist die Akrobatin wirklich? Und welche Rolle hat sie in dem Diebstahl gespielt? Zwischen Meer und Glamour versucht Carlina, die Antworten zu finden, bevor sie selbst in Schwierigkeiten mit der Polizei gerät.

    In dieser Kurzgeschichte trifft Carlina, die Heldin der Cosy-Crime-Reihe »Florentinische Morde«, auf die mysteriöse Tonia aus Viareggio und ihren kleinen Dackel Upsy aus der Reihe »Mord in Viareggio«.

    Bonus: Leseprobe aus Band 1 der Florentinischen Morde, »Hochzeitstorte mit Todesfall«

    Meine Mutter nahm meinen Arm, während wir am Ufer des canale Burlamacca in Viareggio entlangschlenderten. »Meine Liebe, das war wirklich eine super Idee von dir. Ist es nicht wunderbar, das Wochenende zusammen zu verbringen?«

    Ich unterdrückte ein Lächeln. Tatsächlich war die Idee für das Mutter-Tochter-Wochenende von meiner Mutter gekommen. Aber ich korrigierte sie lieber nicht. Sie lobte mich so selten, dass es klug war, das Lob auch dann einfach anzunehmen, wenn ich es eigentlich nicht verdient hatte.

    Mamma schüttelte meinen Arm wie einen Apfelbaum. »Und bist du nicht froh, ein Wochenende am Meer zu verbringen, anstatt in deinem stickigen Geschäft zu stehen?«

    »Temptation ist nicht stickig«, sagte ich mit erhobenem Kinn. »Sonst würden meine Kundinnen sich gar nicht die Zeit nehmen, die Dessous anzuprobieren.«

    Meine Mutter rollte die Augen. »Ich habe Hunger«, verkündete sie wie eine Fanfare.

    Ich grinste in mich hinein. Abrupte Themenwechsel waren ihre Spezialität. »Ich weiß.«

    »Ein Tag am Meer macht mich immer mordshungrig.«

    »Wir sind ja schon auf der Suche nach einem schönen Restaurant.«

    »Ich glaube, wir hätten eher auf der Promenade bleiben sollen.« Mamma schaute sich mit zusammengekniffenen Augen um. »Hier am Kanal sind nicht mehr so viele Restaurants.«

    »Aber wir wollten doch die Touristenfallen vermeiden.«

    »Touristenfalle, madre miaMamma schüttelte den Kopf. »Ganz Viareggio ist eine Touristenfalle. Immerhin ist dies der Ort, an dem die Crème de la Crème Europas Urlaub macht.«

    »Na ja.« Ich warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Das stimmte noch, als die Schwester von Napoleon hier lebte. Mittlerweile ist die Crème de la Crème von Europa an andere Strände weitergezogen. Ihnen ist es hier zu eng und überfüllt.«

    »Eng?« Meine Mutter starrte mich an. »Aber der Sandstrand ist doch gigantisch!«

    »Trotzdem, wir hätten nie im Leben einen Schirm und due lettini ergattert, wenn wir sie nicht vorbestellt hätten. Und außerdem ist der ganze Strand in Parzellen unterteilt, die dicht an dicht mit Schirmen und Liegen zugestellt sind. Es vermittelt nicht wirklich ein Gefühl von Freiheit und Großzügigkeit.«

    Meine Mutter schob den Griff ihrer Handtasche höher. »Ich find’s sehr hübsch«, sagte sie bestimmt. »Weil die Kissen und Schirme farblich so nett aufeinander abgestimmt sind. Und ich finde es praktisch, dass jeder Club eine andere Farbe hat. So findet man sich leichter zurecht, wenn man vom Wasser zurückkommt und seine Liege sucht.«

    Ich lachte. »Weil man weiß, dass man die rot-weiß gestreiften Schirme suchen muss und nicht die himmelblauen?«

    »Genau.«

    »Trotzdem musst du zugeben, dass es ziemlich voll und eng ist.«

    »Aber du hast es doch genossen!«

    »Na klar habe ich es genossen. Ich beobachte gern die Leute, und außerdem liebe ich es, mir die Bikini-Mode anzusehen und mir neue Inspirationen für mein Geschäft zu suchen.«

    »Du solltest nicht so viel an dein Geschäft, sondern mehr an deinen Mann denken.«

    Ich biss die Zähne zusammen. Schon wieder die alte Leier. »Stefano ist das ganze Wochenende mit einem neuen Mordfall beschäftigt, mamma. Da kann ich ruhig an mein Geschäft denken.«

    Bevor sie auf ihr nächstes Lieblingsthema, den Mangel an Enkelkindern, zu sprechen kommen konnte, schaute ich sie streng an. »Ich glaube, du hast einen Sonnenbrand bekommen.«

    Sie riss die Augen auf und strich ihre henna-roten Haare nach hinten. »Glaub ich nicht.«

    Kein Wunder. Ich hatte es auch nur erfunden, um das Thema zu wechseln. »Schau mal dort.« Ich zeigte nach vorn. »Das Restaurant mit der Terrasse unter den Weinranken, das sieht doch nett aus.«

    Meine Mutter beäugte das Restaurant kritisch. »Das sagst du nur, weil es dort rot karierte Tischdecken und Kerzen gibt. Mir ist der fangfrische Fisch viel wichtiger.«

    Ich nahm ihren Arm und zog sie zum Eingang. »Und hausgemachte Pasta und eine frisch aufgeschlagene zabaione, ich weiß. Wir schauen uns einfach mal die Karte an.«

    Wir hatten uns gerade zu dem Restaurant hingewandt, als ein Rauschen hinter uns erklang.

    Eine schwarz gekleidete Person raste an uns vorbei und riss meiner Mutter währenddessen die Handtasche vom Arm.