Hauskauf in Italien - Teil 1 - ein Erlebnisbericht

Du träumst von einem Haus in Italien? Mein Erlebnisbericht!

Wer hat noch nicht davon geträumt, eine Immobilie in Italien zu kaufen? Spätestens nach einem sonnenverwöhnten Urlaub spielen viele mit dem Gedanken.

Ich habe mich entschieden, meinen Traum von einem Haus in Italien in die Tat umzusetzen.

Doch als ich mich im Internet umgesehen habe, habe ich festgestellt, dass es kaum Erlebnisberichte gibt. Die Ratschläge kamen von Immobilienagenturen und Maklern und waren immer sehr allgemein gehalten. Vor allem gibt es keine Berichte von Käufen, die schief gegangen sind. Doch gerade von den Fehlern kann man ja am meisten lernen.

Deshalb habe ich mich entschieden, meine Ergebnisse von der Immobiliensuche in der Toskana aufzuschreiben. Teilweise habe ich auch in der Region um den Lago di Garda gesucht, doch die Gegend um den Gardasee ist teurer als die Toskana. Außerdem finde ich die Toskana auch schöner ... nur ihr ungesalzenes Brot schmeckt mir nicht! :-)

Vielleicht wird aus meinen Erlebnissen ja einmal ein Buch ... aber hier geht es erst einmal darum, die Fakten kurz und knapp aufzuschreiben, in der Hoffnung, dass es auch anderen hilft, ihren Traum umzusetzen. Al bocca di lupo! (Viel Glück!)
 

  1. Haus suchen / Recherche - (z.B. auf gate-away.com). Die Immobilien in Italien sind viel günstiger als in Deutschland. Sie sind oft perfekt renoviert und haben einen Pool, der von mehreren Eigentümern gemeinsam genutzt wird, liegen aber leider häufig »nel bel mezzo del nulla«, d.h. wo Fuchs & Hase sich gute Nacht sagen. Engel & Völkers hat vor allem Millionenobjekte.
  2. Codice Fiscale: Jeder, der ein Haus in Italien kauft, muss eine italienische Steuernummer haben. Diese wird von der zuständigen Botschaft / dem zuständigen Konsulat vergeben (auf der Webseite der Botschaft befindet sich der Ablauf und ein Formular). Achtung, je nach Bundesland sind andere Konsulate zuständig. Die Nummer heißt »codice fiscale«.
    Das dauert laut Botschaft 4-6 Wochen, Schnellbearbeitung nicht möglich!! (Aber wir haben sie per E-Mail beantragt und bekamen sie am gleichen Tag, nachdem wir händeringend erklärt haben, dass es eilig ist und dass der Notar leider vergessen hatte, uns darauf hinzuweisen). Keine Ahnung, ob das ein Wunder war oder nicht. Daher am besten schon vor dem Kauf beantragen!
  3. Viele Fragen stellen, vor allem bei Eigentümergemeinschaften: Welche Kosten für den Erhalt des Gemeinschaftsgrundstücks gibt es (manutenzione condominiale)? Sie sind oft erstaunlich hoch, gerade, wenn ein Pool dabei ist! (zwischen 2.000 bis 3.700 Euro pro Jahr habe ich erlebt …), und da sind viele andere Nebenkosten (Strom, WiFi, Wasser) meistens noch nicht inklusive.
  4. Haus persönlich vor Ort ansehen, denn die Fotos zeigen nicht immer den aktuellen Stand. Übersetzer mitnehmen oder fließend Italienisch sprechen! Genau hinhören!
  5. Schulden: Anders als in Deutschland kauft man Immobilien MIT den Schulden, die darauf eingetragen sind. Daher im Vorfeld genau fragen und festlegen, dass das Objekt schuldenfrei übergeben wird.
  6. Verhandeln. Ein wenig Puffer ist immer drin. Aber es hängt auch davon ab, wie die Nachfrage ist. Wir haben knapp 12% Rabatt angefragt und knapp 3% erhalten.
  7. Kredit: Eine deutsche Bank gibt keinen Kredit mit Grundbuchschuld auf ein italienisches Grundstück, weil sie im Zweifel keinen Durchgriff haben (viva Europa :-( ). Es gibt zwar italienische Banken in Bozen, die Deutsch sprechen und durchaus auch Kredite vergeben, doch nicht, wenn er zu niedrig ist (=zu viel Arbeit) – nur als Beispiel - 65.000€ ist ihnen zu niedrig!
    Viele Käufer nehmen daher eine neue Grundschuld auf ihre bestehende Immobilie in Deutschland bei ihrer deutschen Bank auf und zahlen das Haus in Italien mit diesem Geld.
  8. Hohe Nebenkosten einplanen: ca. 15% des Hauswertes, plus Vermittlungsgebühr an den Makler (liegt zwischen 4 bis 7%). Die Nebenkosten vom Amt werden in Prozent vom Hauswert berechnet, aber nicht auf Basis des normalen Verkaufspreises (Gott sei Dank), sondern auf Basis des Preises, der im Katasteramt hinterlegt ist. Der ist weitaus niedriger als der Verkaufspreis, bei uns lag er bei ca. einem Drittel. (Der Notar kann ihn erfragen).
  9. Übersetzung: Für den Kauf muss ein »Traduttore giurato«, also ein Übersetzer, der bei einem italienischen Gericht oder einem Konsulat als solcher eingetragen ist, alle Dokumente übersetzen (das ist ein ganzer Stapel), das verlängert den Prozess entsprechend.
    Wenn einer der Käufer (z.B. die Ehefrau) fließend Italienisch spricht und der andere (z.B. der Ehemann) nicht, gibt es noch die Möglichkeit, dass der Mann der Frau eine Vollmacht ausstellt, sodass sie das Haus auch in seinem Namen kaufen darf. Aber auch dafür braucht es den »traduttore giurato«. Wenn diese Vollmacht in Deutschland erstellt und übersetzt wird, muss ein deutscher Notar die Unterschrift beglaubigen.
    Doch damit nicht genug: Zusätzlich muss beim zuständigen Amtsgericht eine »Apostille« beantragt werden. Diese »Apostille« ist ein Dokument, dass für das Ausland bestätigt, dass der ausgewählte Notar wirklich ein offiziell eingetragener Notar ist und sich nicht nur in einer heißen Sommernacht selbst als solcher ernannt hat.
    Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass der italienisch sprechende Teil des Ehepaares das Haus ganz alleine kauft. In diesem Fall wird man aber ständig gefragt, ob man gemeinsam oder getrennt veranlagt ist, denn bei einer gemeinsamen Veranlagung gehört das Haus dann sowieso wieder ganz automatisch zur Hälfte dem Ehepartner. Daher kann man sich den ganzen Übersetzungsquatsch oben auch sparen und das Ganze nur auf den einen Namen kaufen.
  10. Relazione tecnica: Dies ist ein geheimnisumwittertes Dokument, das es in Deutschland gar nicht gibt. Es muss für jeden Hauskauf in Italien erstellt werden, denn ohne kann der Notar den Kaufvertrag nicht abschließen. Der Käufer muss hierfür einen professionellen Vermessungstechniker (geometer) bestellen, der das Haus einmal komplett vermisst. Im Anschluss nimmt dieser Vermessungstechniker Kontakt mit der Kommune auf. Diese kramen ihre eigenen Unterlagen zu dem Haus hervor und gleichen die Daten ab.
    So wird vermieden, dass der Käufer ein Haus erwirbt, dass illegal gebaut wurde oder dermaßen verändert wurde, dass es keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem registrierten Haus hat. Dieser Prozess dauert oft Monate, minimal 4 Wochen (wenn alle sich mit viel Leidenschaft in die Sache stürzen). Wenn die Ergebnisse abweichen, muss angepasst werden. Unser Haus war 20 Quadratzentimeter kleiner als in den Akten vorgesehen. Das hat uns eine gute Woche Verzögerung gekostet. Wenn das Haus größer ist … wird vermutlich ein größeres Rad gedreht. Die relazione tecnica sollte umgehend nach dem Vorvertrag (s.u.) oder der Kaufpreiseinigung in Auftrag gegeben werden, denn solange sie nicht vorliegt, kann gar nichts geschehen! Die Kosten trägt der Käufer.
  11. Vorvertrag: Meistens gibt es einen »Vorvertrag«, der garantiert, dass der Verkäufer das Haus vom Markt nimmt, bis alle Dokumente sortiert sind. Dieser Vorvertrag heißt »preliminario« und kann online erstellt werden (man muss dafür also nicht nach Italien) und in der Regel werden dabei 10% vom Kaufpreis fällig. Wenn der Käufer danach jedoch zurücktritt, sind die 10% verloren! Eventuell kann für den entstandenen Schaden von der Gegenseite auch die doppelte Summe gefordert werden. Wir haben darauf verzichtet, weil wir sofort einen sehr guten Draht zu den Verkäufern hatten.
  12. Kaufvertrag: (la compravendita) So ein Hauskauf findet in Italien in mehreren Akten statt – wie eine Oper. Bei einem denkmalgeschützten Haus handelt es sich um zwei Akte, und beide müssen in Italien beim Notar unterschrieben werden. Normalerweise wird beim ersten Akt schon ein großer Teil des Geldes überwiesen, beim zweiten dann nur noch eine kleine Restsumme von ca. 5-10%. Das ist jedoch eine Sache, auf die man sich zwischen Käufer und Verkäufer individuell einigen kann. Anders als in Deutschland gehört zum Zeitpunkt der vollständigen Überweisung der Summe das Haus sofort dem Käufer.
  13. Das Energiezertifikat: (APE) Das Energiezertifikat muss die Daten des Katasteramtes tragen und darf nicht älter als 10 Jahre alt sein. Der Geometer (den man schon für die relazione tecnica brauchte) kann dies organisieren.
  14. Der erste Akt: (il primo atto) Hierfür müssen vorliegen:
    - Personalausweis Käufer und Verkäufer
    - italienische Steuernummer (codice fiscale) Käufer und Verkäufer
    - la relazione tecnica
    - das Energiezertifikat APE
    - der Vertrag selbst (der Entwurf heißt bozza, den sollte man sich vorab senden lassen – bekommt man aber erst einige Tage vorher, da er auf den ganzen anderen Daten basiert).
  15. Im Kaufvertrag wird das Haus genau beschrieben. Dabei wird zwischen camere und vani unterschieden: Camere sind Schlafzimmer. Vani sind Räume, und anders als in Deutschland werden hier die Küche und das Bad dazugezählt. Ein Haus mit zwei Schlafzimmern, Küche und Bad hat also 4 vani.
  16. Spaßfakt 1: Die Adresse des Hauses wie im Katasteramt hinterlegt und die Postanschrift können voneinander abweichen. In unserem Fall sind es zwei vollkommen verschiedene Adressen, weil unser Haus von zwei Straßen aus je einen Zugang hat. Fand ich einigermaßen verwirrend, ist aber vollkommen üblich, versicherte mir der Geometer.
  17. Spaßfakt 2: Damit die Sache nicht zu einfach wird, gibt es nicht nur den Katasterwert des Hauses (der wie gesagt sehr viel niedriger ist als der echte Wert), sondern auch eine Kataster-Quadratmeterzahl (die höher liegt als im Grundriss ausgewiesen). Ich hatte also zuerst den Eindruck, dass es sich in dem Kaufvertrag gar nicht um das Haus handelt, das ich wirklich kaufen will. Weder Adresse noch Wert noch Quadratmeteranzahl noch Anzahl der Zimmer stimmten überein. Aber der Katasterauszug zeigte den vertrauten Grundriss, das hat mich beruhigt.
  18. Notar: Notare sind extrem (!) hochbezahlte Leute, die sich durch besonders schlechte Manieren auszeichnen. Sie schreiben E-Mails nur im staccato-Stil (ohne Anrede und Schluss) und in ganz kurzen Worten. Es ist ihnen zuwider, einem einen Überblick zu geben oder gar den Ablauf von A bis Z zu beschreiben. Das muss man schon selbst heraustüfteln. Mit zwei Notaren so geschehen. Vielleicht ist es nicht überall so. Diese Notare werden jedenfalls nicht meine Freunde!
  19. Bezahlung: Banken prüfen im Stichprobenverfahren Überweisungen, die von der Norm abweichen. Da so ein Hauskauf nicht alle Tage getätigt wird, weicht er immer von der Norm ab – und damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Überweisung ein oder zwei Wochen dauert – statt nur ein oder zwei Tage. Ich hatte extra eine Terminüberweisung avisiert, damit die Bank ausreichend Zeit zur Prüfung hat. Das ging schief (s.u.)
  20. Spaßfakt 3: Ein Hauskaufvertrag in Italien listet ALLE Vorbesitzer auf, die es jemals gegeben hat. Bei Häusern mit viel Geschichte kann man hier schon mal eine halbe Stunde sitzen und zuhören, wie der Notar seine Endlosliste vorliest.
  21. Der zweite Akt: (il secondo atto) Ist nur bei einem denkmalgeschützten Haus notwendig. Er findet 60 Tage nach dem ersten Akt statt. Hintergrund: Jedes Mal, wenn in Italien ein denkmalgeschütztes Haus verkauft wird, hat der italienische Staat ein Vorkaufsrecht. Er kauft zwar nie, weil er a) kein Geld und b) genug Palazzi hat, um sich damit totzuschmeißen, aber trotzdem muss man ihm die 60 Tage Zeit geben, um darüber nachzudenken, ob er die Hütte eigentlich lieber selbst haben will.
    Sollte dieser »unmögliche« Fall einmal eintreten, wird die Anzahlung von Akt 1 vom Staat an den Käufer überwiesen. Und dann darf man sich ein anderes Haus suchen und ganz von vorne anfangen. Aber das soll angeblich nie vorkommen.
    In dieser Zeit zwischen Akt 1 und Akt 2 ist der alte Besitzer noch der offizielle Inhaber der Immobilie. Er hat aber die Rechte soweit abgetreten, dass er in jedem Fall nach 60 Tagen die Immobilie »abgeben« wird – entweder an den Käufer oder an den Staat.
    Die Summe muss im Augenblick der Unterschrift vollständig gezahlt sein.
    Erst nach der Unterschrift des zweiten Aktes gehört das Haus dem Käufer.
    Sollte das Haus in genau dieser Periode »untergehen« (z.B. durch Erdbeben oder andere Katastrophen), ist der Käufer vom Kauf befreit und die Anzahlung muss zurückgezahlt werden (sagte mir der Notar). Dies ist automatisch so geregelt.
  22. Die Zahlung: Wir haben erst überlegt, ob wir die Summe auf ein Notaranderkonto legen, zur Sicherheit. Dafür nimmt der Notar 1% der Summe (nicht billig). Aber da wir nur die 10% zum ersten Akt gezahlt haben, war das Risiko eher gering. Wir haben daher eine Direktzahlung vereinbart: Mit Termin, sodass sie am Tag VOR der jeweiligen Unterschrift auf dem Konto ankommt und damit die Bank genug Zeit hat, um alles vorzubereiten. 
    Denkfehler unsererseits: Das Geld ging an dem Tag erst von unserem Konto ab. Die Gutschrift auf das Konto des Empfängers findet aber erst mehrere Tage später statt. Wie lange das genau dauert, hängt von den Banken ab (1-2 Wochen?).
    Fehler der Bank: Am Tag, als das Geld für den ersten Akt gezahlt werden sollte, als ich schon in Italien war, rief mich die Bank (Abteilung Sicherheit) um 16.15 Uhr an und sagte, es sei bis jetzt leider übersehen worden, aber ob ich wirklich sicher sei, dass ich diese große Überweisung tätigen will? Ich sagte: »Ja, sofort, denn morgen früh um 9 Uhr haben wir den Notartermin.« Woraufhin mir bedauernd mitgeteilt wurde, dass die Zahlung zwar heute rausgehen kann, aber nie im Leben sofort gutgeschrieben wird. Sonst könne man mir auch nicht weiterhelfen.
    Ich habe die Sache dann über eine Sofortüberweisung retten können, mit der ich die Summe noch einmal überwiesen habe. Glücklicherweise hatte das Konto die entsprechende Deckung – und glücklicherweise ist diese Sofortüberweisung dann nicht in die Stichprobenkontrolle gerutscht.
    Learning 1: Immer darauf vorbereitet sein, im letzten Moment noch eine Banküberweisung anstoßen zu müssen.
    Learning 2: Unbedingt mit viel Zeitpuffer überweisen, um diese Probleme zu vermeiden. Das hat allerdings den Nachteil, dass der Verkäufer mit der erste Zahlung durchbrennen kann, bevor der erste Vertrag unterschrieben ist. Alternative ist die o.g. Überweisung auf ein Notaranderkonto.
    Bei der Vertragsunterschrift muss sogar die Nummer der Überweisung angegeben werden. Es reicht nicht, dass die Verkäufer sagen: »Ja, das Geld habe ich bekommen.«
  23. Bei späterer Vermietung: Die Einnahmen müssen in Italien versteuert werden. Dazu erstellt man eine Liste aller Mieteinnahmen und gibt sie an einen italienischen Steuerberater. Zusätzlich erstellt man zwar auch eine Liste der Kosten, aber anders als bei uns reicht man das ohne Dokumente nur in Listenform ein. Das wird erst bei einer Steuerprüfung genauer angesehen.
    Wichtig: Kleinigkeiten, die definitiv für die Touristen sind, können abgesetzt werden (wie z.B. Willkommensgeschenke, kleine Reparaturen etc.). Aber höhere Investitionen (z.B. ein Kamineinbau) werden anders als bei uns nicht anerkannt, denn man könnte es ja selbst nutzen...
    Der Steuerberater erhält also nur eine einzige Summe von uns: Umsatz minus Kosten. Diese meldet er und informiert einen, was man an den italienischen Staat zahlen muss. Seine Gebühr liegt daher nur bei ca. 120€ / Jahr. Auf den Gewinn (nicht den Umsatz) werden ca. 20% Steuern gezahlt.
  24. Eigentümergemeinschaft (»condominium«): Viele kleine Häuser und Wohnung sind Teil einer Eigentümergemeinschaft. Das hat einerseits den Vorteil, dass die (hohen) Kosten für den Pool und das Grundstück von allen gemeinsam getragen werden. Andererseits kann es auch schnell zu Streit führen. Wir haben »unser« Haus dann letztlich nicht gekauft, weil die Eigentümergemeinschaft sich a) über ein halbes Jahr lang nicht auf die Kosten zur Renovierung des Pools einigen konnte und b) weil sie in den drei Monaten, in denen wir auf den zweiten Akt gewartet haben, ein »regolamento« (also eine Gemeinschaftserklärung) aufgesetzt haben, dass die Eigentümergemeinschaft zustimmen muss, wenn die Immobilie für die Vermietung an Touristen genutzt wird. Da dies von Anfang an unser erklärtes Ziel war und wir nicht davon abhängen wollten, dass die Eigentümergemeinschaft über unser Haus entscheidet, hat sich der Kauf damit für uns in letzter Minute leider erledigt.
    Auch am Gardasee gab es eine ähnliche Situation: Wenn Eigentümer ihre Häuser nur selten nutzen, sind sie von der (lauten / rücksichtslosen) Gegenwart von Touristen auf dem Gemeinschaftsgrundstück nicht begeistert. Die Probleme sind also vorprogammiert.
  25. Kritische Punkte im Vertrag festhalten! Wir haben beim ersten Akt in den Vertrag aufnehmen lassen, dass wir das Haus nur kaufen, wenn der Pool geöffnet ist und funktioniert. Eigentlich haben wir das nur gemacht, um Druck aufzubauen. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es so lange dauern würde. Doch zu dem Zeitpunkt, an dem der zweite Akt unterschrieben werden sollte, war der Pool immer noch nicht eröffnet (die Eigentümergemeinschaft hat sich zu spät auf die Kosten geeinigt). Normalerweise wären wir deshalb nicht vom Vertrag zurückgetreten, weil wir ja maximal eine Saison an Vermietung verloren hätten.
    Aber da in der Zwischenzeit die andere »Nicht-Vermietungs-Klausel« von allen Eigentümern (auch unserem Verkäufer, der genau wusste, dass wir vermieten möchten) unterschrieben worden war, konnten wir uns auf das Problem mit dem Pool zurückziehen und den Vertrag noch aufheben.
  26. Nicht zu großzügig sein: Wir hatten aufgrund der o.g. Überweisungsproblematik zum ersten Akt dann doch 20% und nicht nur 10% angezahlt. Der Verkäufer hat uns danach sofort gefragt, ob er diese 10% Überzahlung bis zum zweiten Akt an uns zurückzahlen soll. Mir erschien dies wie unnötiges hin und her, daher habe ich gesagt, dass er sie für die paar Wochen Übergangszeit auch behalten kann.
    Als die Sache jedoch schief ging, hatte der Verkäufer beim zweiten Akt vor dem Notar nur die 10% zur Rückzahlung bereit – die restlichen 10% waren ja »außerhalb des Vertrags« und »mein Fehler«, sollten aber »spätestens eine Woche später« bezahlt werden. Der Notar hat dann sehr gut reagiert. Er hat gewartet, bis der Verkäufer die 10% per Direktüberweisung auf dem Handy direkt vor ihm überwiesen hat und hat dann vorgeschlagen, dass dies für die Summe stehen soll, die außerhalb des Vertrags gezahlt wurde, und dass die 10% des Vertrags als unbezahlt bleiben sollten. Das wollte der Verkäufer nicht, doch der Notar hat sich durchgesetzt. So sind die offenen 10% noch vertraglich abgesichert, und im zweiten Akt wurde dann festgehalten, dass diese 10% innerhalb von 7 Tagen gezahlt werden. Dies ist auch geschehen. Der Verkäufer hat sich allerdings beleidigt gefühlt, weil ich in seiner Gegenwart gefragt habe, was geschieht, wenn das Geld nicht gezahlt wird. Das war wohl zu deutsch und offen.
  27. Pool – So ein Pool ist für die meisten Deutschen ja ein eher unbekanntes Terrain. Mehrere Dinge sind wichtig: Ein öffentlicher Pool muss in Italien absperrbar sein, wenn kein Bademeister da ist. Das wird meistens nicht mit hässlichen Zäunen geregelt, sondern mit kleinen Steinmauern, Hecken und schmiedeeisernen Toren.
    Das Wasser des Pools wird in einem Labor getestet und muss freigegeben werden. Dauer: ca. 4 Wochen. Ich weiß nicht, ob es einmal pro Saison reicht. Wenn man den Pool trotzdem nutzt und jemand eine allergische Reaktion hat, muss der Betreiber des Pools oder der, der damit beauftragt wurde, sich dafür verantworten.
    Es gibt verschiedenste Pumpsysteme – teure, die mit wenig Eigenarbeit laufen und günstigere, die häufige manuelle Reinigung benötigen. Da sollte man sich gut erkundigen.
    Um diese Probleme zu meiden, bietet sich anstelle eines Pools ein Whirlpool an. Für den gelten wohl andere Regeln – dazu weiß ich allerdings noch nicht viel mehr.
  28. Verlust - Wir haben für die relazione tecnica 527 Euro gezahlt, sind dreimal nach Italien geflogen und haben dem Notar 4.450€ gezahlt. Also ein satter Verlust – aber viel gelernt.
  29. Zeitraum - Wir haben durch ständige Nachfrage, prompte Erledigung aller Anfragen und super kooperative Verkäufer den ersten Akt genau 3 Monate nach der ersten Kontaktanfrage unterschreiben können. Durch die zwei Monate Wartezeit wurde es dann ein knappes halbes Jahr. Es war eine sehr intensive und stressige Zeit, die leider am Ende doch kein Resultat brachte.
  30. Positiver Nebeneffekt – Die beiden Schwestern, die das Haus für uns vor Ort verwaltet hätten und sich vor Ort um alles gekümmert hätten, haben uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden und uns sehr geholfen. Ich unterstütze sie jetzt im Marketing und helfe ihnen dabei, ihre über zwanzig Immobilien, die sie verwalten, bekannt zu machen. Wer also doch lieber kein Haus kaufen möchte, aber Lust auf Urlaub in der Toskana hat, sollte einen Blick auf ihre Webseite werfen. Es sind wunderschöne Apartments, Villas und Ferienhäuser mit ausgesprochen herzlicher, persönlicher Betreuung: https://www.holiday-tuscany.com
  31. Zusammenfassung: Wir suchen weiter. Man kann ja nicht seine Träume aufgeben, nur weil es einmal schief geht. UPDATE: Wir haben unsere Wohnung gefunden! Mehr dazu im Teil 2.

Hinweis: Ich habe hier aufgeschrieben, was ich persönlich erlebt habe. Ohne Garantie auf Richtigkeit. Dies entspricht keiner Rechtsberatung! Dafür muss man sich leider an Notare wenden. Wenn Ihr eine(n) findet, der gern Zusammenhänge übergreifend erklärt, lasst es mich wissen!

Tipp: Wer aktuell nur in Gedanken nach Italien reisen kann, kann sich die Krimireihe »Florentinische Morde« durchlesen – Italiengefühl pur! :-)

Ich hoffe, dass diese Hinweise Euch helfen, wenn Ihr selbst auf der Suche nach Eurem Traumhaus in Italien seid!